Hinweis der Angstambulanz am Zürichsee SM Rapperswil - Schwyz - St. Gallen - Zürich zum nachfolgenden Text:
Psychologisches Wissen für das individuelle Lebensglück durch qualifiziertes Coaching bei Psychotherapeuten zu kaufen, ist ein intelligenter Weg, um psychischen, mentalen und sozialen Problemen vorzubeugen oder eine Situation in der Paarbeziehung, im Studium oder im Beruf zu verbessern. Im Idealfall hilft dieses kognitive Coaching, Probleme und psychische Störungen sowie hieraus resultierende Misserfolge, Karrierebrüche und persönliche Katastrophen effektiv zu verhindern. Zudem wird durch kognitives Coaching das zuweilen karriereschädliche Stigma einer dokumentierten Psychotherapie vermieden, an einer psychischen Krankheit zu leiden oder "verrückt" zu sein.
Wer kognitives Coaching zu nutzen erwägt, sollte darauf achten, dass der Coach als Psychotherapeut zugelassen ist. Als Coach kann ein Psychotherapeut ausserhalb des regulierten Gesundheitssystems freier und flexibler helfen, wo er als Psychotherapeut im Gesundheitssystem Beschränkungen unterworfen ist. Die Begriffe Coach und Coaching sind jedoch nicht geschützt, so dass auch Coach sich nennen und Coaching anbieten darf, dessen Ego gross, aber frei von Sachkenntnis ist.
Im Sommer 2005 führte die Morgenpost-Redakteurin Gerlinde Schulte das nachfolgende Interview über den Sinn, die Möglichkeiten und die Vorteile von Coaching mit dem Psychotherapeuten und Coach .
Das Interview wurde unter dem Titel "Die Ratgeber-Autoren verkaufen Illusionen" in der Tageszeitung "Berliner Morgenpost" am 06.08.2005 veröffentlicht. Das Interview ergänzt einem Artikel, in dem "Der schnelle Weg zum Lebensglück", den viele oberflächliche Ratgeber-Bücher ihren Lesern verkaufen, kritisch hinterfragt wird.
Berliner Morgenpost, 06.08.2005
Von Gerlinde Schulte
Es könnte alles so schön sein. Wer möchte nicht selbstbewußt, attraktiv
und glücklich durchs Leben gehen? Dazu noch eine erfüllte Partnerschaft
und Erfolg im Beruf... Die Wirklichkeit sieht häufig anders aus. Immer
mehr Menschen drehen sich beruflich im Hamsterrad, scheitern in ihren
Beziehungen, fühlen sich gestreßt und überfordert. In den USA gibt es
dafür seit Jahren Hilfe. Mit Life Coaching stehen professionelle Trainer
längst nicht nur Managern und Geschäftsleuten bei der Organisation ihres
Lebens, der Formulierung ihrer Ziele und dem Verständnis ihrer Beziehungen
zur Seite. Denn häufig liegen die Ursachen für Probleme im Job bei Schwierigkeiten
in der Lebensführung.
In Deutschland setzt sich der Gedanke,
daß Privatpersonen auf eigene Kosten professionelle Lebens-Hilfe in
Anspruch nehmen, erst langsam durch. Life Coaching ist eher auf dem
Buch- und Ratgebermarkt ein Begriff und steht dort für eine Art Instant-Lebensberatung.
Immer mehr Autoren versprechen in Crash-Kursen Anleitungen zum schnellen
Glück.
Man muß sein Schicksal nur in die Hand nehmen, aktiv werden
und die richtige - positive - Haltung einnehmen, dann ist alles drin,
suggerieren Bücher wie "Der Weekend life coach" - ein glückliches
Leben in 48 Stunden, "Salto Vitale" - in 24 Stunden in ein
neues Leben starten oder "Tu was" - 10-Minuten-Strategien
für ein neues Ich. Es gilt an einem entspannten Wochenende oder in einer
ruhigen Minute mit dem innersten Ich auf Tuchfühlung zu gehen, um sein
Leben zielgerichtet zu einem glücklichen Dasein zu verändern. Unterstützt
von mehr oder weniger ausführlichen Übungsanleitungen raten sie dazu,
über Haltungen, Motivation und Ängste nachzudenken. So soll man seine
Verhaltensmuster erkennen, Ziele abstecken, Ballast abwerfen, Zeiträuber
ausschalten, Zweifel ab- und Selbstbewußtsein aufbauen.
Sonst
noch was? Kann man sich selbst überhaupt so schnell erkennen und verändern?
Durch schiere Willenskraft plötzlich Zuversicht statt Unsicherheit ausstrahlen?
Mit der Ratgeber-Lektüre ist es nicht getan. Ohne den Blick eines geschulten
Coaches oder Therapeuten auf das Individuum in seinem Beziehungsgeflecht
ist eine Veränderung schwierig, erläutert der Life-Coach, Psychologe
und Psychotherapeut im untenstehenden Morgenpost-Interview.
Was bleibt ist eine meist flockige Lektüre, die einem durchaus den
einen oder anderen Kick verschaffen kann. Oder auch eine kleine Auszeit
zum Nachdenken über sich selbst. Im besten Fall schärft sie die Sinne
dafür, wo die eigenen Probleme liegen könnten, um sie dann aktiv anzugehen.
Denn darüber läßt keine der Selbstbewußtseins-Expertinnen einen Zweifel:
Für alles was man tut oder unterläßt trägt man immer selbst die Verantwortung
- und die sollte man unbedingt übernehmen.
Life Coaching ist als Hilfe zur persönlichen Lebensführung die intelligente
Alternative zur Psychotherapie, sagt im Interview mit
Redakteurin Gerlinde Schulte. Allerdings sei es allein mit netten Sprüchen
in Ratgeber-Büchern nicht getan. Ohne die konkrete Arbeit mit einem
erfahrenen Coach oder Therapeuten seien das Erkennen und eine Veränderung
von eingeschliffenen Verhaltensmustern kaum möglich.
Herr , was ist Life Coaching?
Life Coaching
bezeichnet die professionelle Beratung bei der persönlichen Lebensführung.
Für Firmen, Sportler oder Politiker ist es schon lange selbstverständlich,
sich psychologisches Know-how einzukaufen und professionelle Ratgeber
zur Leistungs- und Wirkungssteigerung in Anspruch zu nehmen. Doch man
muß nicht prominent sein, um die Erkenntnisse der sozialen und der psychologischen
Wissenschaften zur Gestaltung des Lebens und zur Problembewältigung,
also zur Förderung von persönlichem Glück und Erfolg zu nutzen. Life
Coaching ist damit die intelligente Alternative zur Psychotherapie.
Denn trotz aller Probleme, die ein Hilfesuchender haben kann, ist Life
Coaching nicht mit dem Stigma der psychischen Krankheit behaftet.
Woher kommen die Probleme?
Die Entwicklung ist unübersehbar:
Das soziale Klima wird immer rauher, die Vereinzelung nimmt zu, die
Menschen begegnen sich mit immer mehr Mißtrauen und Aggression. Der
moderne Mensch ist beruflich wie privat immer stärker gefordert und
überfordert – bis er irgendwann zusammenbricht. Life Coaching
ist lösungs- und zukunftsorientiert. Es wirkt im besten Sinne präventiv,
es will zum Leben ertüchtigen und nicht, wie es häufig in der Psychotherapie
vorkommt, das Versagen erträglicher machen.
Haben wir denn
verlernt zu leben?
Ja, das ist eines der großen gesellschaftlichen
Probleme. Die sozialen Beziehungen sind dramatisch geschrumpft, es gibt
keine Großfamilien mehr mit ihren unterschiedlichen Ansprechpartnern,
die früher viele Beanspruchungen abzufangen und Probleme zu lösen geholfen
haben. Auch Lehrer und Dozenten bieten keine wirklichen Vorbilder mehr.
Früher brauchte man keinen Coach. Man hatte die Weisheit der Älteren
in der eigenen Familie. Heute haben Menschen sehr viel weniger Möglichkeiten,
das Leben zu lernen, weil Bezugspersonen und Führung ebenso fehlen wie
ein brauchbares Wertesystem. An dieser drängenden Sinnsuche, dem Bedürfnis
nach Führung und dem Wunsch nach Problemlösungen verdient die Ratgeber-Welle
prächtig. Bücher, die ein neues und besseres Leben in wenigen Tagen
oder Stunden versprechen, erregen Aufmerksamkeit, weil ihre Titel den
Hunger der Käufer nach Lebenssinn ausbeuten. Jeder will glücklich sein
und das möglichst schnell.
Wenn man bedenkt wie schwer es
ist, seine eigenen Verhaltensmuster überhaupt zu erkennen, inwieweit
ist es dann realistisch, Lesern ein "neues Leben" in kurzer
Zeit zu versprechen?
Überhaupt nicht. Wenn jemand 20 oder
30 Jahre lang bestimmte Denk- und Verhaltensmuster praktiziert hat,
dann ist das eingeschliffen und automatisiert. Diese Lerngeschichte
ist im Gehirn in Milliarden Verknüpfungen zwischen den Nervenzellen
materiell verfestigt, das kann man nicht einfach mit Autosuggestion
wegbeschließen. Es ist Bauernfängerei, einem Menschen zu sagen, er müsse
sich ändern, ohne ihm das Werkzeug hierfür zu geben. Der Selbsterkenntnis
steht oft die "Betriebsblindheit" für die eigene Lerngeschichte
im Weg. Wer sich nur auf eine bestimmte Weise erlebt hat, wird seine
Denkfehler meist als normal empfinden. So klingt es zwar schön zu lesen: "Übernimm
die Führung für dich selbst." Das Problem dabei ist, daß der Betroffene
genau dies meist nicht gelernt hat. Deshalb sind solche Empfehlungen,
auch wenn einige Sprüche stimmen mögen, wenig hilfreich.
Was
können solche Ratgeber leisten?
Man kann den Effekt ähnlich
sehen wie die Lektüre des Horoskops. Jeder kann Elemente finden, die
ihn ansprechen oder ihm Aha-Erlebnisse bescheren, sie als interessant
oder hilfreich empfinden. Wo aber seine tiefer liegenden Probleme herrühren,
kann ein Laie meist gar nicht beurteilen. Deshalb kann ihm eigentlich
nur ein erfahrener Psychotherapeut oder Coach einen langen, oft in die
Irre führenden Weg ersparen.
Think positive: Kann man negative
Energien so einfach in positive umwandeln? Von: "Ich glaube nicht
an mich selbst" - zu: "Ich glaube an mich selbst!" Funktioniert
Autosuggestion nach dem Motto "täusche es vor, bis es echt ist"?
Nein. Man kann sich nicht auf Dauer erfolgreich einreden, man sei
ein Adler, wenn man eine Taube ist. Den Lesern mit platten Ratschlägen
zu suggerieren, sie könnten alles, wenn sie nur wollten, ist nicht nur
oberflächlich, sondern auch schädlich. Die Leute probieren es aus und
scheitern. Autosuggestion funktioniert im Alltag nicht, die Realität
holt die Menschen immer wieder ein. Indem die Ratgeber-Autoren Illusionen
verkaufen, verschleppen sie Problemlösungen – wo doch eigentlich
der Betroffene eine individuelle Handanweisung braucht, mit sich und
der Welt um sich herum besser umzugehen.
Es geht in den Ratgebern
besonders um Selbstbewußtsein, Selbstachtung und Selbstverantwortung,
und darum, eigene Ziele und Wünsche zu formulieren. Sind das die zentralen
Probleme der Menschen heute, die nur noch im Hamsterrad funktionieren?
Offenkundig. Das Problem von Selbstbewußtsein erklärt bereits der
Begriff: sich des eigenen Selbst bewußt sein bzw. werden. Hierzu gehört,
die eigenen Talente und Begabungen, aber auch die Andersartigkeit, Schwächen
und Defizite zu erkennen. Selbstachtung wiederum entsteht nur, wenn
man dieses eigene Selbst als wertvoll, als achtenswert empfinden kann.
Und genau daran scheitern viele Menschen, weil sie sich in diesem Wahnsinn
gefangen sehen, in immer kürzerer Zeit immer mehr und immer bessere
Leistungen zu bringen. Denn die heutige Mode hat als Modell die Illusion
von einem Supermenschen geschaffen, der schön, klug, sozial angepaßt
und immer leistungsfähig und erfolgreich ist.
Es ist schon für
einen gereiften Menschen eine Herausforderung, sich davon zu lösen und
aus dem Bewußtsein der eigenen Fähigkeiten und Begrenzungen die Sicherheit
zu entwickeln, in einem Chaos der Verführungen und Verfremdungen zu
überleben. Und so fehlt es mangels überzeugender Modelle nicht nur unter
jungen Menschen, sondern in unserer Gesellschaft generell an der Fähigkeit
und Bereitschaft, für sich selber Verantwortung zu übernehmen.
Wie sollte ein Life Coaching aussehen?
Wie eine vernünftige
psychotherapeutische Arbeit. Ziel eines seriösen Coachings ist es, dem
Klienten zu helfen, die Realität um sich herum so zu verstehen, wie
sie ist, und möglichst gut mit seinen eigenen Ressourcen darin klarzukommen.
Hier ist die sehr konkrete und fachlich fundierte Arbeit mit dem einzelnen
Individuum und seiner individuellen Lebensgeschichte, seinen besonderen
Talenten und Defiziten gefragt. Ein guter Coach führt seine Klienten
zur optimalen Entfaltung ihrer Potentiale. Er hilft, Ziele und Prioritäten
zu klären und geeignete Strategien zu finden, um diese Ziele zu erreichen.
Das geht nicht allein über Bücher.